Philippinen — 10 min
In den kanadischen Provinzen und Territorien gibt es zwar viele Unterschiede im Arbeitsrecht, aber die gesetzlichen Zusatzleistungen sind im ganzen Land weitgehend einheitlich. Quebec ist in manchen Aspekten etwas anders, aber im Großen und Ganzen können Arbeitgeber ein einheitliches Benefitspaket entwickeln, das für Mitarbeiter:innen im ganzen Land anwendbar ist.
Unser Länderleitfaden für Kanada bietet einen umfassenden Überblick über die Gesetze und Vorschriften aus dem kanadischen Arbeitsrecht. Sehen wir uns hier genauer an, welche Benefits für Remote-Mitarbeiter:innen in Kanada interessant sein könnten.
Alle Vollzeitbeschäftigten in Kanada haben Anspruch auf bestimmte Leistungen. Es gibt in Kanada zwar auch eine Probezeit, in der Arbeitnehmer:innen ohne Angabe von Gründen gekündigt werden können, aber im Allgemeinen genießen Arbeitnehmer:innen in Kanada mehr Rechte und umfangreicheren Schutz als Arbeitnehmer:innen in den USA.
Wichtig ist, dass, anders als in den USA, das Konzept der „Beschäftigung nach Belieben des Arbeitgebers“ („At-will Employment“) in Kanada nicht existiert. Probezeiten bieten Arbeitgebern die Möglichkeit, die Eignung von Mitarbeiter:innen zu prüfen, aber nach Ablauf der Probezeit muss der Arbeitgeber mindestens einen triftigen Grund haben, um das Arbeitsverhältnis beenden zu können.
Der bezahlte Urlaub, der kanadischen Arbeitnehmer:innen zusteht, ist je nach Provinz oder Territorium unterschiedlich.
Das kanadische Bundesgesetz schreibt vor, dass Arbeitnehmer:innen nach einem Jahr Beschäftigungsverhältnis jährlich mindestens zwei Wochen bezahlter Urlaub zu stehen. Nach fünf Jahren Beschäftigung erhöht sich dieses Minimum auf drei Wochen. Nach 10 Jahren erreicht das Minimum mit vier Wochen seinen höchsten Stand.
Manche Provinzen schreiben vor, wie viel Prozent ihres Gehalts die Beschäftigten während ihrer Freistellung mindestens erhalten müssen. In Quebec haben Beschäftigte nach 3 aufeinanderfolgenden Arbeitsjahren Anspruch auf drei Wochen Urlaub bei 6 % ihres Jahresgehalts.
Kanadische Arbeitgeber können unbegrenzten bezahlten Urlaub anbieten, solange dafür gesorgt ist, dass ihre Mitarbeiter:innen den Mindesturlaub garantiert nehmen.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen zahlen gemeinsam in eine gesetzliche Vorsorgekasse ein, den Canada Pension Plan. In Québec gilt anstelle der nationalen Vorsorgekasse der Quebec Pension Plan.
Mit Stand 2020 zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen jeweils 5,25 % des Gehalts in den CPP ein, sodass der Gesamtbeitrag 10,5 % des Gehalts entspricht. Diese Regelung gilt für Gehälter zwischen 3.500 und 58.700 kanadischen Dollar.
Aber auch wenn Arbeitnehmer:innen mehr als 58.700 CA$ verdienen, können sie nicht mehr als den Höchstbeitrag in den CPP einzahlen. Dasselbe gilt für den Auftraggeber. Beide Parteien müssen 5,25 % des Lohns bis zum Höchstbetrag beisteuern.
Der QPP folgt den gleichen Regeln, aber mit anderen Sätzen. Mit Stand 2020 zahlen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber in Québec jeweils 5,4 % des Gehalts ein, sodass sich die Beiträge auf insgesamt 10,8 % belaufen.
CPP und QPP zahlen Renten an Anspruchsberechtigte über 60 Jahre aus. Alle Versicherten, die über einen Zeitraum Beiträge eingezahlt haben, sind anspruchsberechtigt, da es keinen Mindestbeitrag gibt. Wer jedoch höhere Beiträge über längere Zeiträume eingezahlt hat, erhält auch eine höhere Rente.
Die Mindestlöhne in Kanada variieren von Provinz zu Provinz. Im Jahr 2020 hat Saskatchewan mit 11,45 kanadischen Dollar pro Stunde den landesweit niedrigsten Mindestlohn. Die aktuellen Mindestlöhne in Kanada findest du hier.
Auch die Überstundensätze sind regional unterschiedlich. In einigen Teilen Kanadas sind Arbeitgeber verpflichtet, Überstundenzuschläge für jede Stunde zu zahlen, die über die Regelarbeitszeit von 8 Stunden am Tag bzw. 40 Stunden in der Woche hinausgehen. In anderen liegt die Grenze bei 48 Stunden pro Woche. In den meisten Provinzen werden Überstunden zu 150 % des regulären Gehaltsgrundlage abgerechnet. In einigen gelten jedoch je nach Anzahl der geleisteten Überstunden bis zu 200 %.
Arbeitgeber in Kanada sollten sich bewusst sein, dass auch Angestellte, die an und für sich von der Überstundenregel ausgenommen sind, Recht auf die Bezahlung der Überstunden haben können. Einige Provinzen schließen bestimmte Berufe wie Ärzte, Anwälte oder auch leitende Angestellte von der Überstundenpflicht aus, aber die Regeln sind regional sehr unterschiedlich.
Arbeitnehmer:innen in Kanada haben das Recht, nach sechs Monaten ununterbrochener Beschäftigung in einem Unternehmen eine Neuregelung der Arbeitszeiten zu beantragen. Die Arbeitgeber haben zwar weitreichende Befugnisse, diese Anträge abzulehnen, aber die Mitarbeiter:innen können das Thema nachdrücklich weiterverfolgen, etwa wenn flexible Arbeitszeiten ihre Work-Life-Balance verbessern und sich nicht negativ auf ihre Aufgaben auswirken würden.
Zusätzlich zum regulären bezahlten Urlaub haben Beschäftigte in Kanada Anspruch auf persönlichen Urlaub, wenn sie drei aufeinanderfolgende Monate lang in derselben Position gearbeitet haben. Der Arbeitgeber muss für diesen Urlaub bezahlen, allerdings nur während der ersten drei Tage.
Der persönliche Urlaub ermöglicht es Arbeitnehmern, sich für wichtige Aufgaben ein paar Tage freizunehmen, z. B. für die Pflege eines kranken Familienmitglieds. Arbeitgeber dürfen Beschäftigte nicht dafür bestrafen, dass sie ihren Anspruch auf persönlichen Urlaub voll ausschöpfen.
Kanada ist eines der wenigen Länder, das zusätzliche Schutzmaßnahmen für Opfer von familiärer und häuslicher Gewalt vorsieht. Nach kanadischem Recht steht Arbeitnehmer:innen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, 10 Tage Urlaub mit Kündigungsschutz zu. Von diesen muss der Arbeitgeber fünf Tage bezahlen. Beschäftigte, die der häuslichen Gewalt beschuldigt sind, haben diesen Anspruch nicht.
Kanadische Arbeitnehmer:innen haben Anspruch auf bis zu 17 Wochen unbezahlten Urlaub bei Krankheit, Verletzung, Organspende, Gewebespende oder zur Wahrnehmung von Arztterminen, einschließlich Krankenhausaufenthalten. Bei Krankheiten, die drei Tage oder länger andauern, kann der Arbeitgeber einen Nachweis von einem Arzt verlangen, der bestätigt, dass der oder die Mitarbeiter:in arbeitsunfähig ist.
Der Arbeitgeber kann Beschäftigte, die aus dem Krankenurlaub zurückkehren, anderen Tätigkeiten zuweisen, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, die von ihrer vorherigen Position geforderten Aufgaben zu erfüllen.
In Kanada gibt es im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie zwei Modelle von unbezahltem Urlaub mit Kündigungsschutz:
Das erste sieht eine 2-wöchige Freistellung vor und richtet sich an Mitarbeiter:innen, die mit dem Virus in Berührung gekommen sind und sich in Selbstisolation begeben müssen, sowie an Mitarbeiter:innen, die sich mit dem Virus infiziert haben, aber nur leichte Symptome haben.
Das zweite Modell umfasst eine geschützte Freistellung von bis zu 26 Wochen und richtet sich an Arbeitnehmer:innen, die Kinder oder ältere Verwandte bzw. andere Familienmitglieder betreuen müssen, die pflegebedürftig sind, aber aufgrund der Umstände keinen Zugang zu ihrem regulären Pflegedienst haben.
Beide Modelle laufen mit 21. September 2021 aus.
Arbeitnehmer:innen können innerhalb eines Zeitraums von 52 Wochen bis zu 28 Wochen geschützten unbezahlten Urlaub nehmen, um ein Familienmitglied zu pflegen, das an einer schweren Krankheit leidet, die nach ärztlicher Einschätzung mit einem erheblichen Sterberisiko einhergeht. Der Urlaub kann angetreten werden, wenn ein Arzt die Diagnose in ein ärztliches Attest einträgt oder die schwerkranke Person zum ersten Mal untersucht. Der Urlaub kann auch in der Woche beginnen, in der das Familienmitglied erkrankt. Der Urlaub endet, wenn die erkrankte Person genesen ist oder verstirbt oder der Zeitraum von 52 Wochen abläuft.
Ähnlich wie beim Sonderurlaub zur Begleitung sterbenskranker Verwandter können Beschäftigte, die Kinder oder Familienmitglieder haben, die an einer schweren Krankheit leiden, Urlaub nehmen, um die kranke Person zu unterstützen. Der geschützte Urlaub erstreckt sich über 37 Wochen bei erkrankten Kindern und 17 Wochen bei erkrankten Erwachsenen.
Wenn zwei oder mehr Kinder an einer schweren Krankheit leiden, besteht für jedes kranke Kind jeweils separat Anspruch auf 37-wöchigen Sonderurlaub.
Das kanadische Gesetz sieht 52 Wochen unbezahlten, geschützten Urlaub für Eltern vor, deren Kinder verschwunden sind. Er erhöht sich auf 104 Wochen, wenn festgestellt wird, dass das Kind verstorben ist, und beginnt am Todestag. Zu den Personen, die diesen Urlaub in Anspruch nehmen können, gehören biologische Eltern, Adoptiveltern und andere Erziehungsberechtigte sowie Betreuer:innen, die während eines laufenden Adoptionsverfahrens für die Kinder verantwortlich sind.
Dieser Anspruch besteht nicht, falls der oder die Antragsteller:in einer Straftat im Zusammenhang mit dem Verschwinden des Kindes angeklagt wird oder wenn das Kind verdächtigt wird, an einer Straftat im Zusammenhang mit seinem eigenen Verschwinden beteiligt zu sein.
Arbeitnehmer:innen in Kanada haben Anspruch auf unbezahlten Urlaub, wenn sie als Geschworene oder als Zeugen in einem Prozess geladen werden. Dieser Urlaub gilt nicht für Beschäftigte, die in einem Rechtsstreit als Kläger oder Beklagter auftreten.
Arbeitnehmer:innen in Kanada haben Anspruch auf Bezahlung für bestimmte Feiertage. Welche Feiertage das sind, hängt von der Provinz ab.
In der Vergangenheit konnten Arbeitgeber Arbeitnehmer:innen, die seit weniger als 30 Tagen im Unternehmen beschäftigt waren, dieses Urlaubsgeld verweigern. Dieses Gesetz hat wurde seither geändert. Mittlerweile haben Beschäftigte ab ihrem ersten Arbeitstag Anspruch auf Urlaubsgeld.
Kanada garantiert allen Arbeitnehmerinnen, die ein Kind bekommen, einen Mutterschaftsurlaub von mindestens 15 Wochen. In einigen Provinzen ist der Mutterschaftsurlaub länger, aber 15 Wochen sind landesweit das Minimum.
Eltern haben außerdem Anspruch auf mindestens 27 Wochen gemeinsamen Elternurlaub, unabhängig vom Geschlecht. In einigen Provinzen sind es 35 Wochen.
Eltern können diesen Urlaub in Anspruch nehmen, wann immer sie möchten –gleichzeitig oder nacheinander. Er muss allerdings innerhalb eines Jahres nach der Geburt des Kindes verbraucht werden.
Für das Gehalt während des Mutterschafts- und Elternurlaubs muss nicht der Arbeitgeber aufkommen. Die Mitarbeiter:innen erhalten eine Vergütung aus staatlichen Programmen, die durch Steuern und Sozialbeiträge finanziert werden. Die Bezüge belaufen sich 55 % ihres regulären Einkommens, mindestens aber 547 kanadische Dollar pro Woche. In Quebec sind die Zahlungen mit 900 CA$ pro Woche wesentlich höher.
Wenn die Arbeitgeber dies wünschen, können sie das Gehalt ihrer Mitarbeiterinnen für die Dauer des Urlaubs weiterhin bezahlen.
Schwangere oder stillende Arbeitnehmerinnen können eine Änderung ihres Aufgabenbereichs oder eine Versetzung in eine andere Rolle beantragen, wenn die Fortsetzung ihrer aktuellen Tätigkeit ein Gesundheitsrisiko für sie selbst oder ihr geborenes oder ungeborenes Kind darstellen könnte. Der Antrag muss durch eine ausreichend dokumentierte ärztliche Bestätigung über die medizinische Notwendigkeit einer entsprechenden Anpassung belegt sein. In dieser Dokumentation muss genau angegeben werden, welche Aufgaben die Mitarbeiterin nicht mehr ausführen darf und wie lange.
Während der Arbeitgeber den Antrag prüft, hat die Mitarbeiterin Anspruch auf bezahlten Urlaub. Wenn eine Anpassung oder Versetzung nicht oder nur sehr schwer möglich ist, hat die Beschäftigte für die Dauer der Situation Anspruch auf unbezahlten Urlaub mit Kündigungsschutz.
Arbeitnehmer:innen, die einer indigenen Volksgruppe Kanadas angehören, haben gesetzlichen Anspruch auf 5 Tage Urlaub pro Jahr, um an traditionellen Brauchtumsveranstaltungen teilzunehmen oder solche Veranstaltungen zu besuchen. Dieser Urlaub kann zum Jagen, Fischen, für traditionelle Zeremonien oder für andere Zwecke genutzt werden, die mit dem Erbe der First Nations in Verbindung stehen. Für diese Sonderfreistellung besteht kein Anspruch auf bezahlten Urlaub.
Wenn ein enges Familienmitglied verstirbt, sieht das Bundesgesetz einen Mindesturlaub von fünf Tagen vor. Wie beim persönlichen Urlaub können die Beschäftigten fünf Tage Urlaub nehmen, von denen der Arbeitgeber nur drei bezahlen muss. Diese Mindestansprüche gelten, wenn die Mitarbeiter:innen mindestens drei aufeinanderfolgende Monate lang bei dem Arbeitgeber beschäftigt waren.
Arbeitgeber in Kanada bieten oft private Krankenversicherungen an, um Top-Talente zu gewinnen, auch wenn Kanada allen Einwohner:innen eine öffentliche Gesundheitsversorgung bietet. Die Prämien für private Krankenversicherungen sind in der Regel niedriger als in den USA, und die Auswahl an Gesundheitseinrichtungen und Behandlungsmöglichkeiten ist größer. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, Zusatzversicherungen für Sehhilfen und zahnärztliche Behandlungen anzubieten, obwohl diese Leistungen gesetzlich nicht vorgeschrieben sind.
Arbeitgeber können eine private Langzeit-Invaliditätsversicherung anbieten, um Mitarbeiter:innen vor möglichen Einkommensverlusten aufgrund einer dauerhaften Behinderung zu schützen. Versicherungen dieser Art sind unabhängig von anderen Formen der Krankenversicherung und der staatlichen Vorsorge.
Wie das HSA (Health Savings Account) in den USA ermöglicht auch das Health Care Spending Account (HCSA) in Kanada Arbeitnehmerinnen, steuerfrei Geld für medizinische Behandlungen auszugeben. Arbeitgeber können ihren Beschäftigten ein HCSA als zusätzliche Vergünstigung anbieten.
Obwohl der CPP (Canada Pension Plan) bzw. QPP (Quebec Pension Plan) für alle kanadischen Arbeitnehmer:innen gilt, bieten einige Arbeitgeber zusätzliche Altersvorsorgemöglichkeiten an, um Spitzenkräfte anzuziehen. Die häufigste Form der arbeitgeberfinanzierten Altersvorsorge in Kanada ist der RRSP (Registered Retirement Savings Plan). Diese Pläne funktionieren ähnlich wie die arbeitgeberfinanzierten Beitragskonten in den USA.
Im Jahr 2020 lag die Beitragsgrenze für RRSP bei 27.230 CA$. Im Jahr 2021 steigt diese Grenze auf 27.830 Dollar.
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