Verwaltung von Auftragnehmer:innen 6 min

Die Folgen der Falschklassifizierung von Angestellten als Selbstständige

Beitrag von Preston Wickersham
Preston Wickersham

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Arbeitskräfte im Ausland fallen üblicherweise in zwei Kategorien: selbstständige Auftragnehmer:innen und festangestellte Mitarbeiter:innen. Aber Vorsicht: Wenn du Menschen, die de facto fest bei dir angestellt sind, als unabhängige Auftragnehmer:innen behandelst und bezahlst, riskierst du hohe Strafen und andere ernsthafte Konsequenzen.

Dieses Thema ist in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt, weil Gig-Plattformen die Grenzen zwischen selbstständiger und unselbstständiger Arbeit zunehmend verschwimmen lassen. Erst unlängst hat der britische Supreme Court eine Berufung des Fahrtendienstleisters Uber abgelehnt und noch einmal bestätigt, dass die Fahrer:innen Anspruch auf bezahlten Urlaub und den gesetzlichen Mindestlohn haben.

In welche Kategorie deine Arbeitskräfte fallen, hängt von mehreren Faktoren ab. In unserem Leitfaden zur Umwandlung von Auftragnehmer:innen zu Angestellten stellen wir dir einige grundlegende Situationen vor, in denen du eine Arbeitskraft besser anders klassifizieren solltest. Vermeide aber, voreilig zu handeln. Du solltest zunächst die Risiken verstehen, um informierte Entscheidungen treffen zu können.

Im weiteren Verlauf dieses Artikels erfährst du mehr über die Gefahren der Scheinselbstständigkeit, d. h. der Falschklassifizierung von Angestellten als selbstständige Auftragnehmer:innen.

Geldbußen

Steuerbehörden auf der ganzen Welt gehen mit unterschiedlichen Mitteln gegen Scheinselbstständigkeit vor. Die finanziellen Strafen reichen dabei von kleinen Verwarngeldern bei Erstvergehen bis hin zu massiven Strafzahlungen für Wiederholungstäter.

In den USA gibt es beispielsweise eine komplexe Abstufung der Bußgelder für Scheinselbständigkeit. Jedes fehlende Formular W-2 schlägt mit 50 US-Dollar zu Buche, dazu kommen 1,5 % der bezahlten Honorare und auch noch die unbezahlte Lohnsteuer für Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in. Wenn zudem Vorsätzlichkeit nachgewiesen werden kann, wird es erst richtig teuer.

Aber nicht nur die IRS, sondern auch bundesstaatliche Stellen können Scheinselbstständigkeit bestrafen.

In anderen Teilen der Welt sind die Konsequenzen teilweise sogar noch gravierender. In Australien zum Beispiel fallen unter Umständen für jedes einzelne Vergehen 66.000 AU-Dollar an. Manche Länder verlangen von den Unternehmen nicht nur eine Steuernachzahlung, sondern auch die entgangenen Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge. Sogar nicht bezahltes Urlaubsgeld und andere Sozialleistungen können eingefordert werden, sodass die Angelegenheit schnell schmerzhaft teuer wird.

Sanktionen und Verbote

Auch nachdem du alle Strafen bezahlt und deine Auftragnehmer:innen für entgangene Zusatzleistungen entschädigt hast, erwartet dich wahrscheinlich noch weiteres Ungemach.

Die Strafen für Scheinselbstständigkeit sind nicht unbedingt auf finanzielle Sanktionen beschränkt. Sie können so weit gehen, dass Unternehmen ihre lokale Geschäftstätigkeit unterbrechen oder sich sogar komplett aus dem betreffenden Land oder Bundesstaat zurückziehen müssen. 2020 erließ der US-Bundesstaat New Jersey beispielsweise ein Gesetz, das es den lokalen Behörden ermöglicht, Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit aufzuerlegen, wenn ein Unternehmen arbeits- oder tarifrechtliche Verstöße begeht. Im Jahr 2019 überarbeitete auch Kalifornien seine Gesetze zur Scheinselbstständigkeit.

Staaten auf der ganzen Welt folgen diesen Beispielen und das kann schwerwiegende Konsequenzen für Unternehmen mit weltweiten Expansionsplänen haben. Selbst wenn es nur um eine:n einzige:n Mitarbeiter:in in einem anderen Land geht – jeglicher Verlust kritischer Kompetenzen kann die Wettbewerbsfähigkeit deines Unternehmens schwächen. Weil von Land zu Land unterschiedliche Kriterien zur Unterscheidung zwischen selbstständigen Auftragnehmer:innen und Angestellten gelten, musst du bei der Klassifizierung deiner Arbeitskräfte sehr sorgsam vorgehen.

Verlust von geistigen Eigentumsrechten

Geistigen Eigentumsrechte und Remote-Arbeitskräfte sind ein Thema, das viel mehr in den Mittelpunkt gerückt werden sollte. Viele Unternehmen sind sich der Risiken gar nicht bewusst. Es kann schnell kompliziert werden, die Eigentumsrechte von Teammitgliedern im Ausland an dein Unternehmen zu übertragen.

Erfahre, wie Remote dein geistiges Eigentum mit Remote IP Guard schützt.

Scheinselbstständigkeit kann neben Ärger mit den Behörden noch ganz andere Probleme nach sich ziehen. So kann deine Arbeitskraft beispielsweise unerwartet die Geschäftsbeziehung mit dir beenden. Danach stellt sich die Frage, wem die produzierte Arbeit nun eigentlich gehört. Für dich mag die Angelegenheit klar sein. Aber wenn dein:e ehemalige:r Auftragnehmer:in im Ausland das nicht so sieht, erwartet du dich unter Umständen ein zäher Rechtsstreit.

Gib die Rechte an deinem geistigen Eigentum nicht leichtfertig aus der Hand. Stelle absolut sicher, dass sämtliche Verträge mit Angestellten und arbeitnehmerähnlichen Selbstständigen wasserdichte Bestimmungen zum geistigen Eigentum enthalten. Der Verlust von geistigem Eigentum schadet deinem Unternehmen nicht nur direkt, sondern kann auch potenzielle Partner davon abhalten, mit dir zusammenzuarbeiten.

Mit unserer Checkliste für Auftragnehmer:innen vermeidest du Fehlklassifizierungen

Gehe diese Checkliste durch, um zu ermitteln, ob du eine Person, die für dich arbeitet, als Mitarbeiter:in oder Auftragnehmer:in klassifizieren musst.

Rechtsstreitigkeiten mit Arbeitskräften

Kein Unternehmen will sich mit seinen Arbeitskräften vor Gericht streiten müssen. Denn zunächst einmal riskierst man damit immer seinen Ruf. Selbst wenn das Recht voll auf deiner Seite ist, können negative Schlagzeilen deine Attraktivität als Arbeitgeber oder Geschäftspartner schwer beschädigen.

Darüber hinaus kosten Gerichtsverfahren immer viel Zeit und Geld. In Fällen von Scheinselbstständigkeit – und ganz besonders dann, wenn es um ganze Belegschaften geht – müssen die Führungskräfte des Unternehmens häufig persönlich vor Gericht erscheinen. Diese Auftritte müssen strategisch geplant und in Zusammenarbeit mit lokalen Rechtsexpert:innen sorgfältig vorbereitet werden.

Kein Wunder also, dass solche Rechtsstreitigkeiten schnell teuer werden. Bereits die Scheinselbstständigkeit einer einzigen Person kann eine langwierige Auseinandersetzung vor Gericht nach sich ziehen. Wenn dann sogar ganze Belegschaften betroffen sind, kann sogar die Zukunft des Unternehmens in Gefahr geraten. Sorge also von vornherein für klare Verhältnisse und achte darauf, alle deine Arbeitskräfte korrekt zu klassifizieren.

Strengere Beobachtung durch Behörden

Angenommen, dein Unternehmen muss sich wegen der Falschklassifizierung von Mitarbeiter:innen vor Gericht verantworten, übersteht die Angelegenheit aber weitgehend unbeschadet. Du zahlst deine Bußgelder, vermeidest weitreichendere Strafen und schaffst es, das Verfahren unter dem Radar der Presse zu halten. Sogar in diesem günstigsten – und unwahrscheinlichsten – aller Fälle wirst du dich auf zukünftige Schwierigkeiten gefasst machen müssen.

Dein Unternehmen ist nämlich ins Visier der lokalen Behörden geraten. Sie werden sich nun sehr genau ansehen, ob nicht weitere Verstöße oder Vergehen vorliegen. Der Name deines Unternehmens ist bei den zuständigen Stellen einschlägig vorbelastet und es kann Jahre dauern, bis dein Ruf wiederhergestellt ist.

Wer Angestellte als selbstständige Auftragnehmer:innen klassifiziert, möchte kurzfristig Geld sparen. Die möglichen Konsequenzen sind jedoch weitreichend: Du beschädigst deine Marke, verlierst das Vertrauen der Behörden im In- und Ausland und untergräbst deine Erfolgschancen auf vormals vielversprechenden Märkten.

Vermeide Risiken durch Scheinselbstständigkeit

Der Aufbau eines globalen Teams sollte dir keine schlaflosen Nächte bereiten. Remote ermöglicht Unternehmen jeder Größe die Arbeit mit Fachkräften auf der ganzen Welt – dank unserer Best-in-Class-Lösungen für die weltweite Beschäftigung. Wir übernehmen nicht nur die arbeits- und steuerrechtlich einwandfreie lokale Abrechnung von Gehältern, Zusatzleistungen und Steuern für Angestellte, sondern bieten dir auch Lösungen zur Verwaltung und Bezahlung selbstständiger Auftragnehmer:innen. So kannst du sicher sein, dass alle Menschen, die für dein Unternehmen arbeiten, korrekt klassifiziert und fair behandelt werden. Wir sind für dich da, gleich ob du 10 oder 10.000 Menschen im Ausland beschäftigst.

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